Kategorie: Allgemein

Krake

Ich spürte ihre Anwesenheit, lange bevor ich sie sehen konnte. Die Krake war wieder da, hinter mir, irgendwo in meinem Zimmer. Ich hörte auf zu schreiben, drehte mich auf meinem Bürostuhl um: Seelenruhig, hockte sie in meinem Korbsessel und musterte mich mit kühlem Blick, während ihre Arme lässig mit meinen Bleistiften spielten.

Sie sagte: “Wollte nur sehn, wie´s dir geht”
Ich sagte: “Lass mich in Ruhe“
“Dann hör auf, mich zu rufen”

Dann legte sie die Bleistifte einzeln auf die Kommode zurück, akurat, nach Größe geordnet,
und sagte: „Ich habe deine Gängelei satt.
Gerät Deine Welt aus den Fugen, schreist du nach mir. Kaum bin ich da, beschwerst du dich:
Du wärst jetzt nicht mehr frei. 

Erbärmlich.
Hast du noch Quark im Kühlschrank?“
Sie ging rüber in die Küche, dort hörte ich sie noch eine Weile schmatzen, dann das leise Klacken
der Terrassentür und fort war sie, meine Krake.

„Flieg!“

Ich sammle Sehnsüchte in einer Kiste. Die trag ich zum Meer.

Jede einzelne werde ich in den Wind halten wie einen jungen Vogel:
“Flieg !” werd ich sagen,
„und sei Du selbst”.

Eins der schönsten Dinge..

Eins der schönsten Dinge im Leben:
Vorfreude auf einen anderen Menschen.
Manchmal kaum auszuhalten
und von Zeit zu Zeit

unbeschreiblich herzrettend.

Entlegene Kammer

An jenem letzten Abend trug ich ihren Blick in die entlegenste Kammer, faltete ihn dort unzählige Male bis nur noch ein kleines 1 cm großes Quadrat übrigblieb. Wie es in meiner Hand lag, erinnerte ich mich an  die kleinen flachen Kaubonbons, die es früher immer für uns Kinder beim Friseur gab: Rot und silbrig mit einer Kirsche drauf.

Ich tastete in der Schublade der kleinen Kommode nach der abgewetzten Streichholzschachtel
mit dem schief aufgemalten Herzchen.
Vorsichtig hineingelegt,
behutsam in die Schublade….
und leise hinaus.

Heut nix

Fenster geputzt,
Dämonen bekämpft.
Einen Drachen getötet.
Sonst war heut nix.

Die Wogen…

„Die Wogen schlagen hoch“, sagst Du, „sie treten über Mauern , spülen weg, was nicht verankert, lassen nichts am Platz, reißen mit, was lose…“

Doch wenn das Meer sie zu sich zurück ruft, schau dich um
und erzähle mir, was bleibt.

Es ist..

Es ist nie zu spät für Jetzt.

liebe tante eugenia

dass hier jetzt alles klein geschrieben steht, ist deshalb so,weil
die  katze auf meinem schoß eine ganze hand für sich allein beansprucht.
aber ein finger ist für dich.

Weihnachtsmarkt

Leicht benommen blickte ich in die Zuckerwattebude,
berauscht von Glühweinduft und Liebesapfelglanz,
als sich
ein Liebkuchenherzchen heimlich vom Bändel löste
und sich gemeinsam mit einer Schokobanane anschickte,
das weiße Karussellpferdchen zu stehlen.

Eine der Maroni gab mit einem leisen, kurzen Pfiff aus der
glühenden Pfanne das Zeichen:
Sogleich stob das Pferdchen,
sich jäh aufbäumend mit freudigem Wiehern
unter dem grellen Kichern und Kreischen der kandierten Früchtchen
mit seinen Befreiern davon.

Zwei durchgebrannte Mandeln jagten
johlend vor Begeisterung hinterher,
dann wurde alles still.

Das Karussel stand  reglos, wie erstarrt.
Das erste was ich hörte,
war die Stimme eines Mannes hinter mir:
„Hei – land – sack“.

Der Tag

Ein freundlicher Regen
benetzt meine Haut.
Die Luft
ist warm
heut morgen

Neben den Wegen,
im saftigen Kraut
blüht rot
und zart
der Mohn

Darin leuchten Farben
einer schweigenden Welt,
alles scheint gut dort
und heil,
und vom Großen ein Teil.