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Krake

Ich spürte ihre Anwesenheit, lange bevor ich sie sehen konnte. Die Krake war wieder da, hinter mir, irgendwo in meinem Zimmer. Ich hörte auf zu schreiben, drehte mich auf meinem Bürostuhl um: Seelenruhig, hockte sie in meinem Korbsessel und musterte mich mit kühlem Blick, während ihre Arme lässig mit meinen Bleistiften spielten.

Sie sagte: “Wollte nur sehn, wie´s dir geht”
Ich sagte: “Lass mich in Ruhe“
“Dann hör auf, mich zu rufen”

Dann legte sie die Bleistifte einzeln auf die Kommode zurück, akurat, nach Größe geordnet,
und sagte: „Ich habe deine Gängelei satt.
Gerät Deine Welt aus den Fugen, schreist du nach mir. Kaum bin ich da, beschwerst du dich:
Du wärst jetzt nicht mehr frei. 

Erbärmlich.
Hast du noch Quark im Kühlschrank?“
Sie ging rüber in die Küche, dort hörte ich sie noch eine Weile schmatzen, dann das leise Klacken
der Terrassentür und fort war sie, meine Krake.