Ist
Alles
nix
ohne
Nix
Kategorie: Kistchen
Glücks-Lektion 1
Schnee, den keiner mehr will,
trudelt herab aus bleiernem Himmel
wie irr gegangene Post: Die Nachricht kommt scheinbar zu spät.
Doch dann lehrt er mich leis, noch im Fallen,
dass Zeit und Ort nie verkehrt sind.
Obhut
In aller Frühe gehe ich
über die Brücke stadteinwärts,
noch vor Sonnenaufgang,
unter der silbrigen Sichel.
Über mir schimmerndes Blau.
Stille Anwesenheit
Und wenn wir es nicht wüssten,
und wenn wir es nicht sagten,
und wenn wir es verneinten:
Der Tod ist immer da.
Er winkt mit einer Lilie
uns zu über den See.
So hell wie eine Flamme,
so rein und weiss wie Schnee.
Die alten Schuhe
Wieder in meine alten Abenteuerer-Schuhe geschlüpft – und raus.
Freiheit
Es steht uns frei, zu gehn oder zu bleiben
doch ist die Freiheit alles andre als ein Spiel.
Es fällt nicht leicht, sich dies ins Herz zu schreiben:
„Sei, wer du bist, zeig was du fühlst – und erwarte nicht zu viel.”
Kein Titel
Vor meinem Fenster schleicht der trübe Tag vorbei.
Und kein klarer Gedanke in Sicht.
Aber es gibt ja noch die Nacht.
Schreiben
Das Schreiben ist eine lebenswichtige Tat wenn einem das Herz überläuft. Es ist eine fürchterliche Aufgabe wenn man sich leer und stumm fühlt, es ist ein Geschenk wenn es einfach geschieht, es ist
eine Leidenschaft, die Leiden lindert, es ist ein Rhythmus und eine Melodie in tauben Zeiten, es ist ein Puls, der nie aufhört zu schlagen,
es ist eine Sehnsucht und zugleich das, was sie stillt.
Es beweist meine Existenz.
Krake
Ich spürte ihre Anwesenheit, lange bevor ich sie sehen konnte. Die Krake war wieder da, hinter mir, irgendwo in meinem Zimmer. Ich hörte auf zu schreiben, drehte mich auf meinem Bürostuhl um: Seelenruhig, hockte sie in meinem Korbsessel und musterte mich mit kühlem Blick, während ihre Arme lässig mit meinen Bleistiften spielten.
Sie sagte: “Wollte nur sehn, wie´s dir geht”
Ich sagte: “Lass mich in Ruhe“
“Dann hör auf, mich zu rufen”
Dann legte sie die Bleistifte einzeln auf die Kommode zurück, akurat, nach Größe geordnet,
und sagte: „Ich habe deine Gängelei satt.
Gerät Deine Welt aus den Fugen, schreist du nach mir. Kaum bin ich da, beschwerst du dich:
Du wärst jetzt nicht mehr frei.
Erbärmlich.
Hast du noch Quark im Kühlschrank?“
Sie ging rüber in die Küche, dort hörte ich sie noch eine Weile schmatzen, dann das leise Klacken
der Terrassentür und fort war sie, meine Krake.
„Flieg!“
Ich sammle Sehnsüchte in einer Kiste. Die trag ich zum Meer.
Jede einzelne werde ich in den Wind halten wie einen jungen Vogel:
“Flieg !” werd ich sagen,
„und sei Du selbst”.